Grün gedacht, gut gemacht: Fohlenhof Astner und die Gemeinwohl-Ökonomie
Bernhard und Sylvia Astner bewirtschaften einen Hof, der vieles anders macht. Seit ihrer Übernahme 2007 beleben sie den Fohlenhof Astner und verwandeln den traditionellen Bauernhof zu einem lebendigen, bunten und innovativen Biobetrieb. Und sie machen noch was: Sie setzen auf Gemeinwohl-Ökonomie, was auch die Direktvermarktung befeuert. Was das alles bedeutet und wie auch du das umsetzen kannst, erklären wir dir in neun Schritten.
Auf dem Fohlenhof in Nikolsdorf hat sich nach der Übernahme wie bei so manchem Generationswechsel ein Wandel vollzogen. Vom traditionellen Tiroler Bauernhof zu einem Vorreiter der Gemeinwohl-Ökonomie in der Landwirtschaft betreibt das Ehepaar einen vielseitigen Betrieb seit 2007.
Auf 38 Hektar Land werden nicht nur Getreide, Polentamais oder Kartoffeln biologisch angebaut, sondern auch 20 Ochsen Mastvieh gehalten und Einstellplätze für Pferde aller Rassen geboten. Mit Pionierarbeit beim Hanf und Direktvermarktung komplettieren sie die breite Palette an Gütern und Dienstleistungen auf ihrem Betrieb.
Aber die Astners gehen noch einen Schritt weiter und leben ein neues Wirtschaftssystem, das fair, nachhaltig und transparent ist.
Was bedeutet eigentlich Gemeinwohl-Ökonomie?
Stell dir vor, dein kleiner Betrieb könnte noch viel mehr bewirken, als "nur" Ertrag zu erwirtschaften: Er könnte die Welt ein kleines bisschen besser machen. Genau das ist die Idee hinter der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ).
Hier zählen Fairness, Umweltliebe und Transparenz mehr als der Profit – was nicht heißt, dass dieser zur Gänze ausbleibt. Denn gerade in der Direktvermarktung kannst du das auch für dein Marketing nutzen. Handwerks- und Landwirtschaftsbetriebe, die diesen Weg einschlagen, erstellen eine Art Zeugnis, die Gemeinwohlbilanz, die zeigt, wie sie die Welt beeinflussen. Und ja, das rockt! Denn es zeigt, dass man auch mit gutem Gewissen erfolgreich wirtschaften kann. Ganz nach dem Motto: Klein anfangen, Großes bewirken!
Gemeinwohl-Betrieb: 9 Schritte zum innovativen Bauernhof
Denn die Astners haben sich entschlossen, ein Gemeinwohl-ökonomisches Unternehmen zu werden und damit vieles der bis dato gängigen Wirtschaftspraktiken zu hinterfragen.
In diesen neun Schritten erklären wir, wie du es dem Osttiroler Biohof gleichmachen und auch das Gemeinwohl an erste Stelle treten lassen kannst – mit dem Resultat, dass es für dich und deine Umwelt gewinnbringend ist.
1. Die Identität des Betriebes reflektieren
Du musst bereit sein, dich auf einen Reflexionsprozess einzulassen. Hierfür stellst du dir Fragen wie "Wer sind wir?" oder "Wo stehen wir?". Hier schaffst du die Basis für den Eintritt in die GWÖ, quasi die Vorbereitungen zur Gemeinwohlbilanz.
2. Die Anmeldung
Melde dich bei einer Regionalgruppe oder direkt bei Gemeinwohl Österreich an. Dort findest du alle Grundinformationen sowie auch das Anmeldeformular.
3. Community Engagement und Vernetzung
Wenn es in deiner Nähe eine Gruppe gibt, solltest du dich dieser anschließen. In der Gruppe kannst du dich austauschen und Inspiration einholen. Auch der Blick in andere Branchen gibt einem selbst ein breiteres Gesamtbild, was beim Entwicklungsprozess hilft.
4. Beratung und Förderung nutzen
In der Gruppe kann man sich auch einen externen Berater holen und dieses dann großteils über LEADER-Fördermittel finanzieren. Mehr Informationen zu den Fördermitteln findest du beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft.
Die Alternative: Der eigenständige Weg
Du kannst den Weg aber auch ganz allein gehen. Es gibt ein übersichtliches Handbuch als Hilfestellung für einsame Wölfe. Darauf aufbauend verfasst du dann einen Bericht, der einem Auditor vorgelegt wird. Beim Schreiben solltest du dich kurz und knackig halten und auf das Wesentliche konzentrieren.
5. Der finanzielle Aufwand
Die Kosten halten sich in Grenzen. Den Fohlenhof hat der Einstieg 500 € gekostet. Das ist der durchschnittliche finanzielle Aufwand für einen mittleren landwirtschaftlichen Betrieb – also durchaus überschaubar.
6. Kein Muss: Eine genaue Buchführung
Da der Bereich Finanzen gerade bei Landwirten meist nicht akribisch dokumentiert ist, wie bei Gewerbebetrieben ist eine freiwillige Buchhaltung durchaus ratsam. Diese hilft dir, deine Betriebs-Kennzahlen zu erfassen. Dadurch weißt du, wo du stehst.
7. Langfristig denken
Die sonst gern gestellte Frage "Was habe ich davon" steht bei Gemeinwohl nicht im Vordergrund. Man muss die Gemeinwohlwirtschaft selbst wollen und vor allem auch langfristig denken. Es geht nicht um Wachstum, sondern um ein nachhaltiges und ökologisch sinnvolles Wirtschaften.
8. Marketingstrategien entwickeln
Dennoch hast du schlussendlich einen immateriellen Vorteil. Am Ende des Prozesses kennst du die Identität deines Betriebes. Und genau das ist wiederum ein klarer Vorteil – vor allem für landwirtschaftliche Direktvermarkter.
9. Vermarktungsstruktur ausbauen
Schlussendlich kann die Gemeinwohlzertifizierung als Marketinginstrument genutzt werden, um dein Engagement für das Gemeinwohl stolz zu präsentieren und neue Märkte zu erschließen.