Nachbarschaftshilfe: Warum unsere Florianis auch im Ausland löschen
Die Feuerwehr ist nicht nur Vereinsleben, die Feuerwehr ist eine Lebenseinstellung. Das beweisen aktuell wieder rund 450 österreichische FFler, die in Nordmazedonien im Einsatz waren und sind. Wir haben zwei Feuerwehrmänner gefragt, wie das so passiert, dass man plötzlich nicht zum Zeltfest ins Nachbardorf, sondern zu einem Waldbrand nach Nordmazedonien fährt.
Der Feuerwehr beizutreten bedeutet nicht nur Feuerwehrfest, Kuppelcup und ab und zu Leben retten, es heißt auch, sich spontan von der Arbeit beurlauben zu lassen, weil in einem anderen Land um Hilfe gebeten wird. Peter Hopf von der FF Bischoffeld in der Steiermark und Sascha Probst von der FF Melk in Niederösterreich demonstrieren, dass in so einem Fall nicht lange nachgedacht wird. Beide wurden am Mittwochabend, dem 4. August, alarmiert. Zwölf Stunden später waren sie schon in Richtung Krisengebiet unterwegs.
Aber wie kommt das? Nordmazedonien und Griechenland haben natürlich nicht einfach mal 122 gewählt, sondern den Europäischen Zivilschutz-Mechanismus um Hilfe gebeten. In Österreich koordiniert das Innenministerium solche Katastropheneinsätze – und schickt spezielle Mannschaften in die Krisenländer. Diesmal waren (und sind) Feuerwehren aus Wien, Salzburg, Niederösterreich und der Steiermark im Einsatz.
Das niederösterreichische Team ist für das Camp der Feuerwehrleute zuständig, berichtet Sascha: „Nach der Alarmierung sind wir also in das Katastrophen-Lager in Tulln gefahren und haben dort WC-Container, Duschen etc. eingepackt, damit unsere Teams vor Ort Waschmöglichkeiten haben und gut verpflegt werden können. Nach einem kurzen Einsatzbriefing sind wir dann auch schon losgefahren.“
Direkt an die Arbeit, nach 24 Stunden Fahrt
Vor Ort angekommen, bauen sie noch bis spät in die Nacht das Camp auf. Sascha und das Versorgungsteam übernehmen zudem Versorgungsfahrten und kümmern sich um das Einsatzteam an der Feuerfront. Für den Einsatz hat er sich, so wie die meisten der Feuerwehrleute aus Österreich, extra Urlaub genommen. „Ich bin bei der Gemeinde angestellt, da tu ich mir mit dem spontanen Urlaub nehmen leichter als Leute, die in der Privatwirtschaft sind“, meint Sascha. Auf eine Balance zwischen Arbeit, Feuerwehr und Familie müsse man trotzdem gut aufpassen, erzählt er.
Sein erster Einsatz außerhalb Österreichs ist es aber nicht. Bereits 2014 war er bei der Eiskatastrophe in Slowenien im Einsatz, zuletzt zu Silvester in Kroatien, wie auch sein steirischer Kollege Peter Hopf.
Aus Anspannung wird Bedrückung
Peter Hopf ist ebenfalls einer der Feuerwehrleute, die in Nordmazedonien gegen die Flammen kämpfen. Als Zugskommandant hat er bei dem Einsatz 46 Mann unter seinem Kommando. Er erzählt: „Es ist eine enorme Anspannung, wenn man zwanzig Minuten nur durch abgebrannte Täler fährt. Irgendwann wird dann aus der Spannung eine Bedrückung und wenn es in den Einsatz geht, dann kommt das Adrenalin, wo man trotz Müdigkeit gut funktioniert und fokussiert arbeiten kann. Das ist eine ganz feine Wahrnehmung.“
Obwohl der 53-jährige gelernte Tischler schon jahrzehntelange Erfahrung bei der Feuerwehr hat, ist dieser Waldbrand ein anderes Kaliber als gewohnt: „Wir sind auch nur Menschen. Und auch wenn man es als Mann nicht gerne zugibt Angst zu haben – es ist ein ungutes Gefühl, wenn die Feuerfront auf einen zukommt.“
Nach einer kurzen Pause in Österreich ging es für die beiden am Mittwochabend aber wieder – diesmal mit dem Flugzeug – nach Nordmazedonien, wo sie ihre Kameradinnen und Kameraden ablösten. Mittlerweile konnten die Waldbrände unter Kontrolle gebracht und Dörfer gerettet werden.