Diese Frauen trotzen Feuer, Wasser und Sturm
Die Feuerwehr ist schon lange keine reine Männersache mehr. Wir stellen euch heute zwei Frauen vor, die den Männern zeigen, wo der Schlauch hängt.
Wir schreiben das Jahr 2021 und die Feuerwehr ist noch immer das, was sie schon immer war: eine Männerdomäne. Laut einer Statistik des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands sind nur 9,5 Prozent der Feuerwehrleute Frauen. Nichtsdestotrotz ist die Tendenz steigend, denn seit 2008 hat sich die Anzahl der weiblichen Feuerwehrmitglieder um 170% erhöht.
Schön langsam zeigt sich also, dass die Feuerwehren nicht nur aus Männern in Uniformen bestehen. Dennoch ist und war der Weg in die Feuerwehr für Frauen nicht immer einfach. Nicole Huemer und Tanja Darmann haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die sie mit uns geteilt haben.
„Es geht ned nur um Muskeln“
Eine Feuerwehr-Pionierin ist Nicole Huemer. Schon als kleines Kind war sie immer ganz aufgeregt, wenn der Pager ihres Papas Alarm schlug und sie zuhause gespannt auf seine Geschichte warten musste. Früh war für sie klar, dass auch sie denselben Weg einschlagen wird.
Kein Wunder also, dass sie die erste Feuerwehrfrau bei der Feuerwehrjugend in ihrem Heimatort in Baden-Württemberg war, und ebenso in ihrer Wahlheimat Hartkirchen in Oberösterreich. Einen weiteren Meilenstein erreichte sie im April: Seither ist sie auch die erste Frau in der Betriebsfeuerwehr am Landestheater in Linz.
Frauen im FF-Dienst
Doch der Weg war für Nicole etwas steinig: "Als ich vor rund 20 Jahren nach Oberösterreich gekommen bin, hab’ ich ihnen erzählt, dass ich ausgebildete Feuerwehrfrau bin und Teil der örtlichen FF werden will. Daraufhin haben alle nur den Kopf geschüttelt und gesagt, dass sie keine Frauen aufnehmen. Da hab’ ich schon schmunzeln müssen, weil ich gewusst habe, dass es nur ein NOCH nicht ist." Als mehrere Mädchen der Feuerwehrjugend beitreten wollten, hat die FF dem Druck nachgegeben und Frauen ebenso aufgenommen.
Heute sieht Nicole es als ihre Aufgabe, Frauen für die Feuerwehr zu begeistern und zu ermutigen: „Die Stärke der Frau wird oft nur am Körperbau gemessen, was ich schade finde. Es geht bei der Feuerwehr nicht nur um Muskeln, auch bei den Männern nicht. Es gibt viele verschiedene Tätigkeiten und alle können mit Frauen besetzt werden.“
Sie denkt, dass Teamfähigkeit eine der wichtigsten Eigenschaften ist, die eine Person mitbringen muss, um bei der Feuerwehr mitwirken zu können. Nicht ohne Grund beschreibt Nicole Huemer die FF Hartkirchen als zweite Familie. Die gemeinsamen Einsätze und das Training schweißen das Kommando stark zusammen.
Feuerwehr ist Familie
Eine andere Erfahrung hat die 21-jährige Tanja Darmann aus Kärnten gemacht. Mehr als die Hälfte ihres Lebens ist sie schon bei der FF St. Stefan. Sie folgt damit ihrem Papa, Onkel und Cousin. Eine richtige Familientradition quasi. Als sie und ihre beste Freundin erfahren, dass bei der ansässigen FF eine Feuerwehrjugend gegründet wird, entschließen sich die beiden, das auszuprobieren. Schnell stellt sich heraus, dass es Tanja so richtig taugt.
In St. Stefan war es zu dem Zeitpunkt in der Feuerwehrjugend total normal, dass sie als Frauen teilnehmen durften, erzählt Tanja: "Zu einem Zeitpunkt waren wir in der Jugend sogar acht Mädls und nur ein Bursch, das war kurzzeitig ganz spannend." Der Frauenanteil in St. Stefan ist generell überdurchschnittlich hoch. "Von 38 aktiven Mitgliedern sind 13 Frauen", so die Feuerwehrfrau. St. Stefan liegt damit weit über dem österreichischen Durchschnitt.
Mit viel Zuspruch bei der Feuerwehr
Jetzt, elf Jahre später, ist sie im Aktivstand sowie Jugendbeauftragte und macht alles, was die Männer auch machen. Es gibt bei ihnen Kraftfahrerinnen, Maschinistinnen bis hin zu Gruppenkommandantinnen. "Wir wollen nicht irgendwie anders behandelt werden und das passiert zum Glück auch nicht", erzählt die 21-Jährige.
Das zeigt sich bei Einsätzen wie beim Hochwasser vor rund zwei Jahren. "Da packen einfach alle an. Das gefällt mir an der Feuerwehr so: die Kameradschaft, der Zusammenhalt und dabei auch noch Gutes bewirken. Man muss schon sagen, dass die Leute anfangs schon geschaut haben, als viele Frauen aus dem Feuerwehrauto gestiegen sind. Jetzt ist das aber gar nicht mehr der Fall. Im Gegenteil. Wir bekommen ganz viel Zuspruch von den Leuten, was sehr motivierend ist." Wie Nicole sieht auch Tanja die Freiwillige Feuerwehr als kleine Familie, bei der sie Freunde fürs Leben gefunden hat.
Die österreichische Feuerwehr ist eine der besten weltweit. Und das obwohl, oder vielleicht genau deshalb, weil knapp 99 Prozent aller Feuerwehrleute in Österreich dieser Tätigkeit auf freiwilliger Basis nachgehen. Die Leistung der Frauen darf dabei nicht in den Hintergrund gerückt werden. Dank Vorreiterinnen wie Nicole und Tanja machen wir uns da aber gar keine Sorgen.