Digital Först: Wie man einen Forstbetrieb digitalisiert
Digitalisierung und Forstwirtschaft, das sind zwei Dinge, die nur auf den ersten Blick nicht so gut zusammenpassen. Der Forstunternehmer Justin Kollautz zeigt mit Timbercut vor, wie man sowas angeht.
Und los geht’s: 2020 steigt Justin Kollautz in den elterlichen Forstbetrieb in Söllichau (Sachsen-Anhalt) ein. Seine Vorstellungen sind klar: das Familienunternehmen muss digitalisiert werden. Wir erzählen dir heute, wie er das geschafft hat. Und warum wir uns alle eine Scheibe von ihm abschneiden können.
Schritt 1: Papier aus dem Büro
Um die internen Abläufe zu vereinfachen lässt Justin erstmal die EDV modernisieren. Dokumente landen in der Cloud statt im Aktenlager, statt der Zettelwirtschaft hilft eine moderne Projektmanagementsoftware. Jede Rechnung gibt es nur noch digital, mit der passenden Schnittstelle zum Steuerberater. Timbercut ist auf dem besten Weg zum papierlosen Büro.
Schritt 2: GPS für alle Maschinen
In den Forstmaschinen wurden GPS-Tracker eingebaut, die alle Fahrtwege live mitverfolgen und auf einer digitalen Karte aufzeichnen. Dadurch ist genau ersichtlich, wo die Fahrzeuge unterwegs waren. Beim Einsammeln bleibt somit kein Holz mehr liegen und die Fahrer können sich dadurch auch zu jeder Zeit einfach im Wald gegenseitig finden.
Schritt 3: GPS für das Holz
Nachdem das geerntete Holz am Wegesrand gestapelt wird, wird jeder Holzpolter mit einem eigenen GPS-Koordinatenpunkt digital erfasst. So kann das Unternehmen leicht feststellen, wo sich das Holz genau befindet, und weiß zu jeder Zeit, wie viel Holzbestand im Umlauf ist.
Gleichzeitig kann für die Übergabe des Holzes bei einer Bestellung genau jener Holzpolter ausgewählt werden, der an der optimalen Route zum Kunden liegt. Das spart Zeit und Sprit.
Schritt 4: Drohnen statt Waldbegehungen
Um Schadholz schneller und effizienter zu orten, greift Justin Kollautz auf Drohnen zurück.
Schritt 5: Holzlieferung per Mausklick
Motorsäge auf Speed: Kettenwechseln mit der Forst-Weltmeisterin
Das Herzstück des digitalisierten Forstbetriebs ist der eigene Onlineshop, der "Timberstore".
Im Timberstore vertreibt Justin einerseits Bekleidung, Forstbedarf oder beispielsweise Sägeketten – aber ausschließlich Produkte, die im eigenen Betrieb getestet und für gut befunden wurden.
Das eigentliche Kernstück des Shops ist aber der Schnittholz-Konfigurator. Damit können Kunden Bretter oder Kanthölzer aus Eiche, Kiefer, Lärche oder Fichte je nach Wunsch auf Maß bestellen und zuschneiden lassen – bequem per Mausklick vom Sofa.
Das Holz dafür kommt aus dem eigenen Forstbetrieb, der praktischerweise auch über ein eigenes Sägewerk verfügt. Das ermöglicht gute Konditionen, weil alles aus einer Hand kommt. Und zwar aus der ersten.
Neben der klassischen Selbstabholung können die Bestellungen per Spedition auch bundesweit verschickt werden. Damit erweiterte der Forstbetrieb sein Verkaufsgebiet auf ganz Deutschland. In Kürze folgen auch Österreich und die Schweiz.
Und das funktioniert: Ohne große Werbeinvestitionen erzielt der Onlineshop mittlerweile einen fünfstelligen Umsatz im Monat und ist damit profitabel. Um die vollen Auftragsbücher abzuarbeiten, wurden sogar zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.
Drei Dinge, die du von Timber-Cut lernen kannst
1. Von anderen Branchen inspirieren lassen:
Bevor Justin Kollautz im Familienbetrieb eingestiegen ist, studierte er Maschinenbau und sammelte Arbeitserfahrung bei der Deutschen Bahn und VW. In diesen Großunternehmen sah er, wie erfolgreiche Digitalisierungsprojekte funktionieren. Ein Spezialwissen, von dem nun auch der mittelständische Familienbetrieb profitiert.
2. Mit Hilfe der Digitalisierung die Lieferkette neu definieren:
Der eigene Onlineshop ermöglicht Justin, noch näher an den Kunden zu kommen. Durch den Schnittholz-Konfigurator und die Bestellung per Mausklick braucht es in der Abwicklung keine anderen Sägewerke oder Holzhändler mehr. Und die Kundschaft weiß genau, wo ihr Holz herkommt.
3. Bei Veränderungen geduldig sein:
Mit viel Tatendrang bringt die junge Generation oftmals frischen Wind in einen etablierten Betrieb. Langjährige Mitarbeiter können dabei jedoch anfangs skeptisch sein und generell zeigen neue digitale Prozesse auch nicht immer sofort messbare Ergebnisse. Bei Timbercut wurde die Belegschaft in eigenen Schulungen schrittweise an die neuen Systeme herangeführt, bis sich die neuen Abläufe einspielten.