Das Geschäft mit den Christbäumen: Was es beim Einstieg zu beachten gilt
Es scheint das Weihnachts-Business schlechthin zu sein: Immerhin werden in Österreich jedes Jahr rund 2,5 Millionen Christbäume verkauft. Über 90% davon stammen aus heimischer Produktion. Und von denen kommt rund die Hälfte aus Niederösterreich, zum überwiegenden Teil aus dem Waldviertel. Wir haben Josef Reithner, den Obmann der ARGE der niederösterreichischen Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten besucht, und einen Blick auf den Christbaumverkauf geworfen.
Es ist kein Zufall, dass der Großteil der Christbäume aus dem Waldviertel kommt: Besonders die Region am Jauerling im südlichen Waldviertel entlang der Donau ist perfekt geeignet für den Christbaumanbau – ideale Böden, nicht zu viel Niederschlag und kaum Spätfrost.
Dort ist auch Josef Reithner daheim. Der hauptberufliche Christbaumbauer aus Maria Laach am Jauerling baut auf 14 Hektar in der 2. Generation Christbäume an, von denen er jährlich an die 6.000 Exemplare verkauft. Wir haben ihn gefragt, was es beim Einstieg in das Christbaumgeschäft zu beachten gilt.
1. Kein Kurzzeitprojekt: Der Christbaum fordert viel Aufmerksamkeit
Wer glaubt, Christbäume werden einmal eingepflanzt und müssen das nächste Mal erst wieder zur Ernte besucht werden, ist komplett auf dem Holzweg. Die Arbeit als Christbaumbäuerin und Christbaumbauer ist ein Vollzeitjob.
Die Bäume werden mit ca. 4 Jahren eingesetzt und wachsen dann für bis zu 12 Jahre, ehe sie als Christbaum geerntet werden können. Und bis dorthin erfordert so ein Christbaum ganz schön viel Aufmerksamkeit und Pflege: für ein Christbaum-taugliches Aussehen müssen Triebe reguliert und Farne oder Gräser in der Baumkultur zurückgenommen werden. Auch vor Schädlingen muss der Baum konstant geschützt werden.
Diese Handarbeit macht die Qualität der österreichischen Bäume zu den besten in Europa.
Ähnlich wie bei einer klassischen Forstwirtschaft dauert es bei der Christbaumproduktion einige Jahre, bis die Früchte der Arbeit geerntet werden können. Aber wer mit Durchhaltevermögen, Weitblick und Marketinggeschick langfristig denkt, wird belohnt.
Denn: Was gibt es schöneres, als Menschen mit deinem Produkt ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren?
2. Oh Tannenbaum: Welche Baumart ist die richtige?
Als Christbaum hat sich hierzulande die Nordmanntanne etabliert, andere Baumarten wie die Blaufichte werden eher in Westösterreich noch manchmal aufgestellt. Auch Plastikbäume sind hierzulande zu keiner relevanten Alternative zum klassischen Christbaum geworden.
Der große Vorteil der Nordmanntanne: im Anbau ist sie sehr dankbar, hält viel aus und verträgt so gut wie jedes Wetter. Ihr voluminöses Nadelkleid hält auch sehr lange und die Nadeln stechen nicht.
Wenn du Nadeln komplett umgehen möchtest, findest du ausgefallene Alternativen in unserem Beitrag über Do it yourself last minute Weihnachtsdekorationen.
3. Offline Först: Der Online-Handel ist noch nicht etabliert
Der Großteil des Verkaufs findet immer noch über die klassischen Vertriebswege statt: ab Hof bzw. auf den Christkindlmärkten in den Städten.
Aber auch der Verkauf im Internet nimmt langsam zu. Gernot Brandl und Binders Christbäume, zwei Produzenten aus der niederösterreichischen ARGE, haben sich bereits mit einem Onlineshop ein Standbein aufgebaut.
Die logistische Herausforderung mit der Lieferung wird dabei ganz einfach gelöst: Christbäume bis 2 Meter können österreichweit mit dem Paketdienst zugestellt werden, größere Exemplare werden im Großraum Wien und Niederösterreich selbst ausgefahren.
4. Lebende Christbäume: Ist er nachhaltiger?
In den letzten Jahren wurden auch immer wieder Christbäume im Topf, die später wieder eingepflanzt werden sollen, als nachhaltige Alternative zum klassischen Baum vermarktet. Doch bei einem längeren Aufenthalt im warmen Wohnzimmer fühlt sich ein Christbaum nicht wohl: Da sind seine Überlebenschancen eher beschränkt. Daher gilt es, diesen mehrmals täglich mit Wasser zu besprühen.
Der nachhaltigste Christbaum ist immer noch der Baum von einem Produzenten aus der Region – denn, er hat kurze Transportwege und egal ob lebend oder nicht, er bindet auf jeden Fall Kohlenstoffdioxid. Wie viel CO2 ein Christbaum bindet, hängt natürlich von seiner Größe ab. Ein Tannenbaum mit 2 Metern Höhe bindet gegen Ende seines Wachstums circa 15 kg CO2 – genauere Informationen zur Ökobilanz findest du hier.
3 Tipps für angehende Christbaumbäuerinnen und Christbaumbauern
Eine Investition in die Zukunft: Das Christbaumgeschäft ist kein Business, wo du von heute auf morgen schnell Geld verdienst. Bis aus den Setzlingen christbaumtaugliche Exemplare werden, vergehen etliche Jahre. Und es kann mitunter weitere Jahre dauern, bis du dir mit deinem Verkaufsstand einen Namen gemacht und gute Stammkundschaft aufgebaut hast.
Leidenschaft: Langfristigen Erfolg hast du nur, wenn du für die Christbaumproduktion brennst. Damit deine Bäume am Weihnachtsabend Kindern ein Funkeln in die Augen zaubern können, braucht es das ganze Jahr über sorgfältige Handarbeit.
Den Vertrieb vorausplanen: Genauso wichtig ist, dass du dir schon vorher genau überlegst, wo und wie du deine Christbäume dann vermarkten willst. Dann steht deinem Erfolg nichts mehr im Weg.
Bis auf eine Handvoll hauptberufliche Produzenten verkaufen die meisten Mitglieder der niederösterreichischen ARGE Christbäume als Nebentätigkeit.
Wenn auch du dich für das Christbaumgeschäft interessiert, schau am besten direkt bei der Arbeitsgemeinschaft der Christbaumproduzenten in deinem Bundesland vorbei. Dort kannst du sicher gern bei einem Betrieb reinschnuppern und mehr über das Geschäft mit den Christbäumen lernen.