Biohof Achleitner macht’s vor: So übernimmst du erfolgreich einen Familienbetrieb
Beim Biohof Achleitner in Eferding hat der Generationenwechsel reibungslos funktioniert. Das war aber alles andere als Zufall – denn für gewöhnlich sorgen Betriebsübernahmen innerhalb der Familie nicht selten für Streit oder enttäuschte Erwartungen. Statt blind in das Vorhaben zu starten, gab es sorgfältige Vorbereitungen. Und anhand dieser zeigen wir dir, worauf du bei der Betriebsübernahme achten musst:
Vom High-Tech-Dschungel zurück aufs Feld
Wirtschaftsstudium, USA, fünf Jahre bei Google in Dublin – die Karriere von Andreas Achleitner ließ nicht darauf schließen, dass er einmal den Betrieb übernehmen würde. Seine vier Geschwister und er wurden von den Eltern nie unter Druck gesetzt. Ganz im Gegenteil: Jedes der Kinder geht der persönlichen beruflichen Leidenschaft nach.
Doch es zieht Andreas wieder in die Heimat und er fällt den Entschluss: „Ich will den Familienbetrieb weiterführen.“ Die Großkunden und deren Werbekampagnen auf Google tauscht er gegen das Feld und Gummistiefel.
Von einer Generation zur nächsten: Was die Achleitners g’scheit machen
Eine Übergabe eines Familienbetriebs ist enorm intensiv und emotional. Über Jahrzehnte gestalten die Eltern den Betrieb und von einem auf den anderen Tag soll plötzlich die nächste Generation übernehmen. Aber nicht nur innerhalb der Familie birgt das Gefahren, auch auf Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner warten damit Veränderungen.
Um Stolpersteine vorab wegzuräumen, holen sich die Achleitners Unterstützung. Mit erfahrenen Beratern setzt die Familie einen Plan für die Übergabe auf und verfolgen klare Ziele, klare Aufgaben und vor allem eines: ein klares Übergabedatum.
Stück für Stück ins Übernahme-Glück
3 Jahre lang werden Andreas und seine Eltern Seite an Seite im Betrieb arbeiten. Es gibt festgelegte Aufgabenbereiche, definierte Meilensteine, klare Kommunikation und ein fixes Übergabedatum: Ab 1.1.2024 ziehen sich die Eltern aus dem Betrieb zurück und Andreas übernimmt die Geschäftsführung.
Ende 2020 steigt Andreas in den Familienbetrieb ein und arbeitet als "Bio-Trainee" auch zunächst in allen Abteilungen mit. Parallel dazu absolviert er die Bioschule in Schlägl und macht den landwirtschaftlichen Facharbeiter. Dabei verbringt er viel Zeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wodurch er aus ihren Erfahrungen schöpfen kann. Es folgen schrittweise größere Aufgabenbereiche, in denen er die Verantwortung übernimmt, während die Eltern nach und nach ihre Aufgaben abgeben.
Jetzt ist Andreas mittlerweile als Geschäftsführer für ein breit aufgestelltes Unternehmen verantwortlich:
170 ganzjährige Mitarbeiter und 35 Saisonarbeitskräfte.
100 Hektar Ackerfläche und 4.600 Quadratmeter Foliengewächshäuser, über 40 verschiedenen Obst- und Gemüsesorten.
Bio-Frischmarkt, Bio-Restaurant und Bio-Großhandel.
Die beliebte Biokiste, die mittlerweile jede Woche an über 10.000 Haushalte in ganz Österreich ausgeliefert wird.
Google-Erfahrung trifft Wissen der vorherigen Generation
Nachdem Andreas das Wissen der Eltern und die Erfahrungen der Belegschaft aufgesaugt hat, beginnt er, seine bisherige Laufbahn in den Betrieb einfließen zu lassen. Was bei Google gilt, hat nun auch im Familienbetrieb oberste Priorität.
Ein Unternehmen muss für eine Vision einstehen und ein Umfeld bieten, in dem sich die Belegschaft mit den Zielen identifizieren können. Beim Biohof heißt das:
Leichterer und besserer Zugang zu Bio-Produkten für alle Menschen
Gesunde Böden für eine nachhaltige Landwirtschaft
Keine Verschwendung
Soziale Verantwortung gegenüber Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern
Ein Familienunternehmen denkt in Generationen, nicht in Quartalen. Und um diese Vision auch greifbar zu machen, gibt’s beim Biohof die "Wurzeltage": alle im Betrieb helfen einen Tag lang draußen am Feld mit, bevor dann gemeinsam gekocht wird.
Ob Geschäftsführer, Lagerist, Verkäufer oder Buchhalter – jede und jeder einzelne im Team trägt mit der Arbeit maßgeblich dazu bei, dass diese Vision einer nachhaltigeren Zukunft zur Realität wird.
Mit diesen 3 Tipps wird die Betriebsübergabe zum Erfolg
1) Zeit nehmen:
Mit einer Übergabe ändert sich viel in einem Familienbetrieb: Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern steht nach Jahrzehnten plötzlich ein neuer Ansprechpartner zur Verfügung.
Gleichzeitig profitiert ein Betrieb natürlich vom großen Erfahrungsschatz der Eltern, deshalb hat Andreas in der dreijährigen Übergangsphase gemeinsam mit ihnen im Betrieb gearbeitet, bevor er die Geschäftsführung übernahm. Statt sich selbst zu überschätzen und etwas zu überstürzen, lernte er die Bereiche von allen im Betrieb kennen und folgte einem genauen Plan, was uns gleich zu Punkt 2 führt.
2) Externe Unterstützung holen:
Unternehmerinnen und Unternehmer übergeben nur einmal im Leben einen Betrieb an ihre Kinder. Läuft die Übergabe schief, leidet darunter der Betrieb, aber auch die Familie.
Um das zu verhindern, haben sich die Achleitners von Anfang an Unterstützung von externen Beratern geholt, die bereits zahlreiche Übergaben von Familienbetrieben begleitet haben. Beraterinnen und Berater sorgen für den so wichtigen sachlichen Blick von außen und helfen, häufige Stolpersteine zu vermeiden.
3) Ein klares Übergabedatum:
Irgendwann braucht es einen klar definierten Zeitpunkt, ab dem die Kinder die Führung übernehmen und sich die Eltern zurückziehen. Das schafft Klarheit, vermeidet Doppelgleisigkeiten und sorgt dafür, dass der Betrieb effizient in die nächste Phase geführt werden kann.
Seit 1. Jänner ist Andreas Geschäftsführer vom Biohof Achleitner. Alle Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner wissen, dass er nun ihr Ansprechpartner ist. Seine Eltern haben die Büros bereits geräumt und ihre Emails zu ihm umgeleitet.