Strom ab Hof: Wie eine Landwirtin Florianiberg elektrisiert
Dass Direktvermarktung auf vieles anwendbar ist, haben wir schon vielfach mit unseren Beiträgen gezeigt. Aber wusstest du, dass das auch mit Strom geht? Hierfür brauchst du "nur" eine Energiegemeinschaft, wie sie auch Birgit Birnstingl-Gottinger gegründet hat.
Birgit weiß genau, wie man am besten im Einklang mit der Natur zusammenarbeitet. Gemeinsam mit ihrem Mann baut die Unternehmerin auf einem 500 Jahre alten Hof in der Nähe von Graz biologisch-dynamisch Wein, Äpfel und Quitten an.
Vor ein paar Jahren hat sie auf ihrem Hof aber auch noch eine 15 Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage gebaut, die mehr Strom produziert, als sie verbraucht. Die studierte Umweltsystemwissenschaftlerin und Energieberaterin kennt sich bestens mit erneuerbaren Energien aus – und vertreibt ihren Strom mit einem innovativen Konzept, einer "Erneuerbaren Energiegemeinschaft".
Unter Strom: Direktvermarktung von Energie
Warum nicht den produzieren Strom wie ihre Äpfel vermarkten, hat sich Birgit gedacht. Dafür hat sie über ihre Firma Sekem Energy mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus der Region die erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) Florianiberg entwickelt, geplant und gegründet, eine der ersten EEGs in Österreich.
Und das könntest du auf deinem Hof genau gleich machen – wie das am besten geht, erfährst du in unseren fünf Schritten zur eigenen Energiegemeinschaft.
Wie funktioniert eine Energiegemeinschaft?
Mehrere Leute tun sich in einer Region zusammen, um gemeinsam Strom zu produzieren und zu verbrauchen.
Eine Energiegemeinschaft braucht jedoch zunächst Stromproduzierende: Das kann ein landwirtschaftlicher Betrieb, ein größeres Unternehmen oder auch eine Privatperson sein, die mit ihren eigenen Photovoltaikanlagen oder ihrem Wasserkraftwerk mehr Strom produzieren, als sie selbst verbrauchen.
Dann kommen die anderen Mitglieder der Energiegemeinschaft ins Spiel: Dieser überschüssige Strom wird an sie zu einem vorher festgelegten Preis verkauft – immer dann, wenn sie ihn gerade brauchen.
Bei der EEG Florianiberg von Birgit Birnstingl-Gottinger funktioniert das so: an einem sonnigen Tag wird von den Photovoltaikanlagen um die Mittagszeit am meisten Strom produziert – doch dann ist kaum jemand zu Hause, um ihn zu verbrauchen.
Um die Mittagszeit ist aber dafür im Gasthaus im Ort Hochbetrieb. Und dort ist man froh, wenn der Strom von der Energiegemeinschaft aus der Region kommt.
Damit das einwandfrei funktioniert, haben die Mitglieder zu Beginn ein genaues Lastprofil erstellt: Wer erwartet zu welchem Zeitpunkt wie viel Strombedarf?
Welche Vorteile hat eine Energiegemeinschaft?
Mit einer EEG können landwirtschaftliche Betriebe und Privatpersonen einen stabilen Preis für ihre erneuerbare Energie bekommen und damit ein Zusatzeinkommen verdienen. Den bestehenden Stromliefervertrag muss man deswegen nicht kündigen, denn alles, was nicht an die EEG verkauft wird, geht einfach weiterhin ins Netz.
Für die Mitglieder der Energiegemeinschaft wird der Strombezug plötzlich zu einer persönlichen Beziehung. Das Interessanteste dabei: man beginnt im eigenen Haushalt zu optimieren und unterstützt damit auch die Entwicklung von lokalen Wertschöpfungsketten.
Den Strompreis kann ich selbst festlegen, das sorgt für Planungssicherheit und für günstigere Bezugspreise, denn bei EEGs sind zudem die Netzkosten reduziert.
Das Ganze hat noch einen weiteren Vorteil: Wird der Strom dort verbraucht, wo er produziert wird, muss er nicht so weit über das Stromnetz transportiert werden. Das schont die Netze, die ohnehin stark unter Belastung stehen.