Zack die Bohne: Diese Waldviertlerin macht österreichischen Tofu
„Wir haben uns Tofu im Supermarkt gekauft und der hat uns überhaupt nicht geschmeckt. Wir haben uns dann gesagt: Entweder schaffen wir das besser, oder wir lassen es bleiben“, so die 29-jährige Waldviertlerin Isabel Kreuzwieser. 2020 haben sie und ihr Freund Bernhard Klutz dann zum ersten Mal ein Feld Sojabohnen angebaut und Tofu gemacht. Kleiner Spoiler: Sie machen es bis heute.
Tofu – ein Nahrungsmittel, das die einen genauso lieben wie andere es verschmähen. Es ist ein ausgezeichneter Proteinlieferant, hat kein Cholesterin, enthält alle essenziellen Aminosäuren, Vitamine, komplexe Kohlenhydrate und so weiter. Richtig zubereitet schmeckt’s auch jedem Fleischtiger. Vor allem aber ist Soja eine super Pflanze für’s Feld, wie uns Isabel verrät.
„Meine Schwestern ernähren sich hauptsächlich pflanzlich und so bin ich auf Tofu gekommen. Bei uns im nördlichen Waldviertel hat 2020 niemand Soja angebaut, die Pflanze hat mich aber ziemlich interessiert und dann haben wir uns gedacht, wir probieren das einfach einmal“, erzählt uns die 29-Jährige.
„Bitte nicht da anbauen, wo alle vorbeifahren“
Auf ihren 50 Hektar, die sie 2021 gemeinsam mit dem elterlichen Milchviehbetrieb übernommen hat, hat sie schnell einen Acker gefunden, auf dem sie dann zum ersten Mal Soja-Bohnen angebaut hat. „Bitte ned da anbauen, wo alle vorbeifahren“, soll die Meinung vom Papa gewesen sein, der das Projekt anfangs eher skeptisch gesehen hat. Genau der ist es aber dann trotzdem geworden.
Mit dem ersten Ertrag haben Isabel und Bernhard dann in ihrer Küche den ersten Tofu hergestellt. „Das war ziemlich dampfig und stickig“, erinnert sich die Waldviertlerin. Um Tofu herzustellen, werden die Sojabohnen über Nacht eingeweicht, dann gemahlen und gepresst. Die Sojamilch, die daraus entsteht, wird in einem großen Kessel aufgekocht und in Töpfe abgefüllt und Nigari, ein Gerinnungsmittel, hinzugefügt. Ähnlich wie beim Käsen wird die Masse dann in Kisteln abgefüllt und mit Kräutern verfeinert, dann noch einmal gepresst und für den Verkauf aufbereitet.
Das Experiment war erfolgreich, der Tofu hat richtig gut geschmeckt. Und so haben sie sich entschlossen, das Projekt weiterzuführen. Heute gibt’s per Direktvermarktung fünf verschiedene Sorten.
Hervorragende Leguminose
Und auch als Pflanze hat die Sojabohne überzeugen können. So sehr sogar, dass heute die „alten Bauern“ bei Isabel anrufen und fragen, wie sie das macht. „Dabei bin ich selbst ja noch am Austesten mit der Sojabohne. Ich hab sie ja erst das dritte Jahr!“
Soja ist nämlich eine hervorragende Leguminose, die den Stickstoff bindet und keinerlei zusätzlichen Dünger braucht. „Außerdem ist es eine super Fruchtfolge-Pflanze“, so Isabel. Doch warum dann der schlechte Ruf?
„Soja aus Übersee heizt unseren Erdboden auf. Dafür werden in den meisten Fällen Regenwälder abgeholzt. Dafür, dass dann ungefähr 75 Prozent davon sowieso verfüttert werden“, erklärt die Soja-Bäuerin: „Wir bauen die Bohnen ja auf Feldern an, wo wir sonst andere Feldfrüchte anbauen würden. Und europaweit werden rund 40 Prozent für Nahrung verwendet und 60 Prozent verfüttert. Außerdem sind 95 Prozent vom Soja, das Übersee angebaut wird, gentechnisch verändert. Das ist bei uns in Österreich auch verboten.“
Instagram ausgespielt
Über die letzten drei Jahre haben sich Isabel und Family mit ihrer Tofu-Direktvermarktung ein zusätzliches Standbein aufbauen können. „Ich vertreibe unser Soja direkt und nur B2B. Das mit Onlineshop und Versenden wäre zu teuer. Wir liefern also an 42 Bauernläden und Restaurants sowie Einkaufsgemeinschaften und Foodcoops in Wien und Korneuburg“, so Isabel, die ihr Tofu auch auf Instagram überzeugend präsentiert: „Über Social Media habe ich fix so 50 Prozent der Bauernläden, an die wir liefern, generieren können.“