Wisst ihr eigentlich, dass der Pornhub-Eigentümer ein oberösterreichischer Bauernbua ist?
Er ist Milliardär, kauft gerade Oberösterreich auf und kommt angeblich jeden Sommer heim zum Weizendreschen. Außerdem besaß er bis vor Kurzem den Großteil von Pornhub. Die Rede ist von Bernd Bergmair. Doch was steckt dahinter?
Nicht zuletzt wegen der neuen Netflix-Doku „Money Shot – Die Pornhub Story“ ist die wohl bekannteste Internet-Plattform für Pornografie wieder in aller Munde. Mitte März wurde außerdem bekannt, dass das Unternehmen hinter Pornhub verkauft wurde. Was viele nicht wissen: Zu einem großen Teil gehörte die Plattform einem Österreicher.
Wer steckt dahinter?
Pornhub ist wohl die bekannteste Pornografie-Website die es gibt. Mit mehr als 130 Millionen Zugriffen täglich (2021, eigene Angabe) zählt sie zu den beliebtesten Websites der Welt. In Österreich ist sie aktuell auf Platz 10 der meistbesuchten Websites. Weil das Hochladen von pornografischen Inhalten aber sehr einfach und unreguliert war, kam die Plattform die letzten Jahre immer mehr in die Kritik und vors Gericht. Dazu aber später mehr.
Die Doku gibt vor allem Einblicke in das Unternehmen, das hinter Pornhub steckte: Mindgeek. Eine Firma, die auf ihrer Website nicht erkennen lässt, womit sie eigentlich ihr Geschäft macht. Zu Mindgeek gehören unter anderem auch Redtube, Youporn, Xtube, Men.com, My Dirty Hobby oder Bazzers.
Bis vor Kurzem gehörten noch mehr als fünfzig Prozent von Mindgeek dem Oberösterreicher Bernd Bergmair, wie das Recherchemagazin Dossier gemeinsam mit dem britischen Medium Tortoise Media 2021 herausgefunden hat.
Der in London lebende Ansfeldner bevorzugt aber ein Leben abseits des Rampenlichts. So schreibt Dossier, dass er eine „gewisse Perfektion in der Kunst der Verschleierung entwickelt“ habe. Das hat er vor allem unter dem Deckmantel von verschiedenen Briefkastenfirmen und Treuhänder*innen geschafft. Erst als er 2015 eine Briefkastenfirma auch für einen privaten Zweck verwendet, fliegt er auf. Bergmair kauft sich nämlich landwirtschaftliche Grundstücke in Oberösterreich. Und dafür muss er seine landwirtschaftliche Ausbildung und somit seine Identität bestätigen. Ein Eintrag im Grundbuch folgt und ist die Spur, die die Investigativ-Journalist*innen zu Bergmair führen. (Gelobt sei die österreichische Bürokratie, der nicht mal versteckte Internet-Milliardäre entkommen können.)
Bauernbua und Pornomilliardär
Bernd Bergmair ist nämlich auf einer Landwirtschaft in Ansfelden in Oberösterreich aufgewachsen und hat auch eine Landwirtschaftsschule absolviert. Dossier schreibt, dass er damals gerne mit dem Traktor gefahren sei und sich das Taschengeld mit Ernten aufgebessert habe. Bis heute komme er zum Ernten nach Hause, um beim Weizendreschen dabei zu sein. Angeblich in weißem Hemd und Jeans. Und nicht nur das verbindet ihn mit seiner Heimat. Mittlerweile besitzt er (Stand 2021, vielleicht sind es jetzt auch schon mehr) mindestens 103 Hektar Land. Hauptsächlich landwirtschaftliche Flächen, aber auch Wald. Ein paar Häuser und ein prächtiges Bauernhaus.
(Anmerkung: Man könnte meinen, sein Vorbild ist der Microsoft Gründer Bill Gates. Der war zumindest 2021 noch der größte private Ackerlandbesitzer der USA. Laut Associated Press hat sich der heute viertreichste Mensch der Welt ganze 270.000 Acres Landwirtschaftsfläche gekauft. Das sind umgerechnet knapp 110.000 Hektar.)
Aber zurück zu Bernd: Wie ist es überhaupt so weit gekommen? Die Recherchen von Dossier und Tortoise Media ergaben, dass der Ansfeldner nach seiner Matura die Chicago Business School besucht und als Unternehmensberater bei McKinsey arbeitet. Danach wird er Partner bei der Investmentfirma Goldman Sachs in New York, arbeitet in Frankfurt, Hongkong und London. 2006 investiert er dann zum ersten Mal in eine Pornoseite, nämlich Redtube.com, die damals in Wien beheimatet war. 2013 verkauft er seine Anteile an einen Konzern, der heute Mindgeek heißt und bis vor einem Monat zu einem großen Teil ihm gehörte. Wie genau das alles abgelaufen ist, weiß man aber nicht.
Raus aus dem Business?
Mitte März 2023 wird bekannt, dass Mindgeek an ein kanadisches Unternehmen namens „Ethical Capital Partners“ verkauft wird. Details dazu gibt es bislang noch nicht. Bergmair, der keine Interviews gibt, hat sich auch dazu nicht geäußert. Seine Frau, das brasilianische Model Priscilla Bergmair, hat aber bereits im Mai 2021 in einem Interview mit „The Sunday Times“ gesagt, dass sie sich wünsche, dass ihr Mann nicht mehr dabei wäre, und sie denkt, „dass er es auch bald nicht mehr dabei sein wird.“
Mindgeek war immer wieder mit Klagen konfrontiert. Pornhub wurde vorgeworfen, Videos, die Vergewaltigungen und Missbrauch von Minderjährigen zeigen, zu verbreiten. Mastercard und Visa haben deswegen auch zwischenzeitlich die Bezahlmöglichkeiten unterbrochen. Pornhub hat als Antwort darauf Millionen Videos von der Seite gelöscht und nur noch verifizierte Nutzer*innen Videos hochladen lassen. Letztes Jahr sind dann der Vorstandschef und weitere Topmanager von Mindgeek zurückgetreten. Jetzt soll der neue, kanadische Eigentümer strengere Richtlinien einführen.
Nachdem Bernd Bergmair aber in Oberösterreich ein paar Liegenschaften hat und wir uns nicht vorstellen können, dass irgendwer freiwillig aufhört zu dreschen, gehen wir davon aus, dass er immer wieder nach Oberösterreich zurückkommen wird. Wer weiß, vielleicht sieht man ihn mal am Traktor sitzen.