Von der Dorfhelferin zum Kalendermodel: Die Scheichelbeirin
Marie Scheichelbauer ist 22 Jahre alt, Niederösterreicherin und Kalendermodel. Vor allem aber ist sie Landwirtin aus Leidenschaft. Wir haben sie beim Casting des aktuellen Jungbauernkalenders kennengelernt und dort hat sie uns von ihrer Arbeit erzählt. Da wurden wir hellhörig.
Marie ist auf einer Landwirtschaft im Bezirk Amstetten aufgewachsen, ihr Bruder hat den Betrieb vor drei Jahren übernommen. „Das ist ein reiner Ackerbaubetrieb, wo wir Sonderkulturen wie Speise- und Zierkürbisse, Erdbeeren und Süßkartoffeln anbauen.“ Ein reiner Ackerbaubetrieb ist der geschäftigen Landwirtin aber zu langweilig, wie sie erzählt.
„Mein Bruder hat sich eine landwirtschaftliche Fachschule angeschaut, damals war ich 13, und dort wurde der Beruf ‚Dorfhelferin‘ vorgestellt. Ich hab‘ dann gleich gewusst, dass ich genau das machen will“, erzählt Marie. Nach ihrem Schulabschluss hat sie dann die Ausbildung begonnen: „Das ist quasi eine Betriebshilfe, die es in dieser Form nur in Niederösterreich gibt.“
Immer da, wenn Not am Hof ist
Wenn am Hof die Bäuerin oder der Bauer ausfallen, dann hat das Land Niederösterreich ein paar Dorfhelferinnen im Petto. Von Haushalt schupfen über Stallarbeiten, Ackerarbeiten und Kinderbetreuung ist das Aufgabenfeld breit gefächert. „Man ist dann immer ungefähr drei Wochen bei einem Betrieb und wohnt von Montag bis Freitag auch dort. Arbeiten tut man maximal zwölf Stunden am Tag“, erzählt die Scheichelbeirin.
Man lernt dabei einiges, wie Marie berichtet: „Du kommst einfach zu allem Möglichen. Ich war im Kuhstall, bei den Hendln, hab bei Weinbauern bei der Weinlese mitgearbeitet, dann war ich wieder bei einem Direktvermarktungsbetrieb, habe Brote oder Kekse gebacken. Da lernt man nicht nur viel, man sieht auch wirklich viel.“
Raus aus der Komfortzone
Eine außergewöhnliche Erfahrung hat die 22-Jährige auf einem Demeterbetrieb gemacht: „Da waren alle vegan bis auf die Bäuerin. Also auch Oma, Opa und der Bauer. Ich habe das dann auch für einen Monat gemacht, das war schon interessant.“
Seit diesem Jahr ist Marie auf einem Hof, auf dem sie zuerst als Dorfhelferin ausgeholfen hat, sogar fix angestellt. Weil der Bauer verstorben ist schupft sie heute den Betrieb fast ganz alleine. Sie betreut da nicht nur den Hühnerstall, sondern auch den Haushalt und die Äcker. Und wenn sie einmal Unterstützung braucht, dann hilft auch die Verwandtschaft.
Vom Stall vor die Linse
Die Liebe zu ihrem Beruf zeigt sie auch auf ihrem Instagram-Account, wo sie gerne Fotos von sich bei ihrer Arbeit zeigt. Das findet Anklang, wie ihre rund 4.000 Followerinnen und Follower beweisen. Weil sich Marie vor der Kamera wohlfühlt, hat sie sich im Frühjahr 2021 auch zum Casting für den Jungbauernkalender beworben und wurde ausgewählt. Als eine von zwölf Frauen beweist sie in dem Kalender, wie heiß Österreichs Landwirtschaft ist.
Eine große Model-Karriere strebt sie jedoch nicht an: „Es hat richtig viel Spaß gemacht, aber ich kann es überhaupt nicht. Wir haben wirklich lang gebraucht, bis ich ein gutes Foto hinbekommen habe“, scherzt sie. Wir haben uns den fertigen Kalender angesehen: Es ist schon ein bisschen mehr als gut ☺️
Titelbild: © Marie Scheichelbauer