Sie machen jedes Ferkel zur Sau: Forscher wollen Zucht revolutionieren
Die Kastration junger Ferkel war schon immer ein heikles Thema. So heikel, dass sich auch die Forschung bemüßigt fühlt, neue Alternativen zu entwickeln. Nach der Immuno-Kastration könnte das sogenannte Genom-Editing das nächste neue Ding werden, um dem Ebergeruch einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Kürzlich ist es den Forscherinnen und Forschern des deutschen Friedrich-Loeffler-Institutes gelungen, männliche Ferkel sprichwörtlich zur Sau zu machen. Dazu schalteten sie einen bestimmten Bereich des männlichen Y-Chromosoms einfach aus. Das Ergebnis: Die Ferkel entwickelten trotz männlicher Chromosomen weibliche Geschlechtsteile. Der Vorteil: Der Ebergeruch bleibt aus. Ganz ohne Ferkelkastration.
Kleiner Exkurs für Nicht-Schweinebauern: Männliche Ferkel bilden ab dem fünften Lebensmonat bestimmte Hormone im Hodengewebe, die zum „Ebergeruch“ führen können. Das duftet oft nicht gut und schmeckt auch nicht besser. Darum werden die Ferkel in der Regel kastriert.
Der Anfang vom Ende der Ferkelkastration?
Nach neun Monaten waren die versauten Eber optisch kaum von gleichaltrigen Sauen zu unterscheiden. Bei näherer Betrachtung zeigte sich aber: Die Geschlechtsteile der Eber waren viel schwächer ausgeprägt und die Tiere waren unfruchtbar.
Björn Petersen, der Leiter des Forschungsprojektes, denkt aber schon weiter: „Generell haben wir schon auch Ideen oder Strategien, wie so was auch in der Zucht eingesetzt werden könnte.“ Er hält es auch für möglich, das Y-Chromosom bei Zuchtebern so zu verändern, dass diese nur weiblichen Nachkommen zeugen könnten.
Das ist alles natürlich noch Zukunftsmusik, aber schon der Namensgeber des Instituts, Friedrich Loeffler, hat zu seiner Zeit – nämlich Ende des 19. Jahrhunderts – ein paar bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Es war nämlich er, und nicht sein Spezi Robert Koch (ja, der Namenspatron des Robert-Koch-Instituts), der bei der Erforschung der Maul-und-Klauenseuche einen damals völlig neuartigen Krankheitserreger bei Tieren entdeckte: das Virus.
Aber zurück zum Thema: Wäre das schmerzfreie Genom-Editing für euch eine Alternative zu herkömmlichen Methoden? Oder plädiert ihr für die Ebermast? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!