Schicke Scheune: Wie Design ab Hof Direktvermarktung neu denkt
Landwirtschaft und Design: Wie passt denn das zusammen? Besser, als man zuerst vielleicht denkt. Die Heschl-Polzhofer Karin zeigt's in ihrem Hofladen "Design ab Hof" vor. Vier Punkte, die wir von ihrem Pionier-Projekt aus Kreativ- und Landwirtschaft lernen können.
Angesagte Design-Shops findet man nicht mehr nur in hippen und überteuerten Innenstädten. Dass sowas auch am Land funktionieren kann, beweist eine renovierte Scheune in Pöllau bei Hartberg. Dort befindet sich nämlich der Hofladen von der Karin: Eingebettet in schwarz-weiß gekachelten Fliesenboden, einer Backsteinwand und viel Holz. Inmitten von Streuobstwiesen schlägt sie die Brücke zwischen der Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Produkten und der Kreativwirtschaft.
Kreativ, innovativ, bodenständig: 4 Dinge, die wir von Design ab Hof lernen können
Karin hat zwar als Kind viel Zeit auf dem Hof verbracht. Beruflich ist sie zuerst aber in eine ganz andere Richtung gegangen. Und zwar Richtung Wien, ins Marketing und später auch in die Designvermittlung.
Aber ganz wollte sie ihre Wurzeln nicht aufgeben. Also hat sie ein paar Jahre später die Landwirtschaft der Großeltern im Nebenerwerb übernommen. Und vergangenes Jahr wurde dann auch der Hofladen eröffnet. Am Freitag, dem 10. Mai, findet dann übrigens die Eröffnung der diesjährigen Hofladen-Saison statt.
1. Teamwork makes the dream work: Dorfkultur in den Betrieb bringen
Man kann nicht alles selbst können. Und das ist manchmal sogar ganz gut so. Aus der Kooperation mit anderen wachsen sehr oft coole Ideen. "Ich finde bei der Zusammenarbeit immer wichtig, dass man über den Tellerrand schaut und auch über die Sparten hinweg", sagt Karin.
Egal, ob es um steuerrechtliche Challenges geht, man die Produkte vom Tischler oder von der Tischlerin im Nebenort anbietet, oder ob der Nachbar den Honig hat, den man selbst nicht anbieten kann: Dorfkultur ins Unternehmen umzudenken, erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern erweitert auch die Produktpalette in der Direktvermarktung. Design ab Hof ist der lebende Beweis dafür.
2. Fesch soll's sein: Qualität und Branding braucht's in beiden Branchen
Die Qualität muss stimmen. Da sind sich Kreativ- und Landwirtschaft sicher einig. Oft geht’s aber nicht nur um die inneren Werte, sondern auch um's "Fesch machen". Hier sieht Karin viele Chancen, gerade auch für Direktvermarkter.
Tipps rund um Direktvermarktung und Branding geben wir dir in unserem Channel UNSER ZEUG.
Manchmal gebe es noch Berührungsängste, mit Textern, Grafikern und Co zusammenzuarbeiten. Damit die Hemmschwelle sinkt, findet bei Karin am 28. Mai ein Workshop statt, wo sich interessierte Menschen aus der Kreativ- und Landwirtschaft miteinander vernetzen können.
Karin Heschl-PolzhoferIch glaube, dass sich die beiden Bereiche total gut ergänzen und da super Sachen rauskommen können.
3. Draußen Erfahrungen sammeln und in die Direktvermarktung einbringen
Die Ernte zu Marmeladen, Säften und Co verarbeiten - das hat Karin auch von klein auf mitbekommen. „Dann hat man 400 Liter Apfelsaft, wo du dir denkst, so viel kann man als Familie nicht trinken.“ So kam eigentlich die Idee für die Direktvermarktung.
Ergänzt wird das Sortiment mit Produkten aus Karins früherem Berufsleben. Die Designerinnen und Designer kennt Karin einerseits schon von ihrem beruflichen Vorleben, aber auch ihr Interesse und Stichwort Netzwerke, wie die Creative Industries Styria führen sie zu neuen Partnerinnen und Partnern.
Ihre beruflichen Erfahrungen sind auch bei der Betreuung von Website und Social-Media-Kanälen ein Vorteil. "Aber gerade da hat jede und jeder so seine Sparte und Erfahrungen, die man für sich nutzen kann." Dass die Welt da draußen auch in anderen Sparten viel zu bieten hat, was in der Direktvermarktung den Erfolg steigern kann, haben wir schon bei der Story um Google und den Biohof Achleitner gesehen.
4. Aus der Not eine Tugend machen
Das Projekt startete Karin neben Kindern und Arbeit. Deshalb funktioniert der Laden nach dem "Buschenschank-Prinzip". Die haben - wie Design ab Hof - nicht ganzjährig offen, sondern immer nur für einen gewissen Zeitraum.
"Dadurch schafft man aber auch mehr Begehrlichkeit, die Leute müssen in der Zeit herschauen, sonst ist’s wieder vorbei", erzählt Karin. In Herausforderungen eine Chance sehen und das Beste herauszukitzeln, auch wenn’s manchmal richtig zach ist – das können sich Direktvermarktung und Kreativwirtschaft zunutze machen.
Mut zu Neuem: Die Mischung macht's
Damit meinen wir jetzt nicht den Spritzer. Neben den landwirtschaftlichen und Design-Produkten gibt’s nämlich auch Workshops und Events – nicht nur für Landwirtinnen & Landwirte. Karin will mit Design ab Hof auch Plattform und Treffpunkt sein. Ursprünglich, damit mehr Menschen auf den Hof kommen.
"Das hat letztes Jahr super funktioniert und ist jetzt noch ein zusätzliches Standbein." Immer wieder neu um die Ecke zu denken und kreative Lösungen finden, ist in der Kreativ-, aber auch in der Landwirtschaft gang und gäbe.
Das Konzept funktioniert jedenfalls. Und zwar so gut, dass sich Karin ab dieser Saison voll und ganz auf Hofladen und Landwirtschaft konzentriert. Von 10. Mai bis 29. Juni ist der Hofladen geöffnet. Und was kommt danach? "Ich lass’ das ein bisschen auf mich zukommen, aber mir gehen die Ideen sicher nicht aus." Ein bisschen Offenheit kann also auch nie schaden.